Börse am Morgen: U.a. mit Boeing, Demire, Fielmann, Ölpreis - Nord LB
Die Inflation in Deutschland ist wieder auf dem Rückmarsch. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Juni nur noch um 2,2%, nach 2,4% im Mai. Experten hatten lediglich mit einem Rückgang auf 2,3% gerechnet.
Der ISM PMI Manufacturing kann auch im Juni nicht zulegen. Damit verharrt die Zeitreihe weiterhin unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 50 Zählern. Die Stimmung in der US-Industrie ist folglich nicht gut. Einen gewissen Lichtblick liefern die Entwicklungen beim Sub-Index „Aufträge“; dieser konnte immerhin auf 49,3 Zähler zulegen. Die Preiskomponente ist im Juni auf nur noch 52,1 Punkte gefallen. Dies ist ein kleiner Mosaikstein, welcher der US-Notenbank schon noch bei der Entscheidung für relativ baldige Zinssenkungen helfen könnte.
Den deutschen Maschinenbauern macht immer noch die Zurückhaltung der Kunden zu schaffen. Im Mai fielen die Bestellungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 27%, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit. Während die Aufträge aus dem Ausland um 16% schrumpften, betrug das Minus im Inland sogar 44%. Ein großer Teil des jetzigen Rückgangs lasse sich zwar darauf zurückführen, dass es im Mai 2023 außerordentlich viele Aufträge für Großanlagen aus dem Inland gegeben habe, erläutert VDMA-Konjunkturexperte Wortmann. „Zudem spüren wir jedoch gerade in Deutschland nach wie vor eine ausgeprägte Investitionsschwäche, während der Rückgang im Ausland eher mit den üblichen Schwankungen auf Monatsbasis erklärt werden kann.“
Die Monopolkommission hat vor Fehlentwicklungen in mehreren Wirtschaftszweigen gewarnt. In der Lebensmittelbranche kritisierte das unabhängige Expertengremium eine Machtverschiebung hin zu den Einzelhändlern und zulasten der Landwirte.
Tagesausblick
Heute wird auf zunächst auf die neuen Inflationsdaten aus Euroland zu achten sein. Mindestens ebenso wichtig dürfte dann die EZB-Konferenz in Sintra werden. Vor allem die Diskussionsrunde mit Lagarde und Powell könnte in der Tat von ganz besonderer Bedeutung für die internationalen Finanzmärkte sein. Insbesondere der Devisenmarkt stellt sich momentan nämlich die Frage, wann die Fed zinspolitisch der EZB folgen wollen wird! Die Antwort auf diese Frage dürfte zweifellos von extremer Bedeutung für die Antwort auf eine weitere Frage sein – nämlich WIE lange pendelt der Wechselkurs zwischen EUR und USD noch unterhalb der Marke von 1,08 USD pro EUR?
Aktienmärkte
Die erste Runde der Parlamentswahlen in Frankreich (der Vorsprung der Rechtsnationalen war nicht so deutlich ausgefallen wie befürchtet) hat dem deutschen Aktienmarkt moderate Gewinne beschert. Die Inflationsdaten für Deutschland im Monat Juni beeinflussten die Stimmung dagegen kaum. DAX +0,30%; MDAX +0,73%; TecDAX 0,15%.
Vor einer Flut an Konjunkturdaten im Wochenverlauf legte die Wall Street zu. Investoren erwarten, dass eine Reihe von Daten auf einen schwächeren Arbeitsmarkt hindeuten und so die Spekulationen auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank bekräftigen könnten. Bei den Unternehmen sorgte Boeing zum Wochenstart für Aufsehen. Der US-Flugzeugbauer kauft den angeschlagenen Zulieferer Spirit AeroSystems zurück und will damit seine Qualitätsprobleme in den Griff bekommen. Dow Jones +0,13%; S&P500 +0,27%; Nasdaq Comp. +0,83%.
Unternehmen
Die Augenoptik-Kette Fielmann erhöht nach der Übernahme des US-Rivalen Shopko Optical die Umsatzprognose. Die Umsätze der Optikkette aus den USA fließen ab dem 1. Juli in die Bücher von Fielmann ein, so dass für 2024 mit einem Umsatz von EUR 2,3 Mrd. statt von EUR 2,2 Mrd. gerechnet werde. Das wären 15% mehr als im Vorjahr.
Die Krise am Immobilienmarkt schlägt auf die börsennotierte Gesellschaft Demire Deutsche Mittelstand Real Estate durch: Für 4 Objektgesellschaften der Demire „besteht die Gefahr einer Insolvenz“, teilte das Unternehmen mit. Hintergrund sei ein Kredit bei der DZ Hyp AG, der in der Nacht zum Montag fällig wurde. Er sei bisher nicht verlängert worden. Nun solle es eine nächste Runde der Gespräche mit dem Kreditgeber geben, hieß es.
Rohstoffe
Die Ölpreise starteten mit Gewinnen in die Woche. Auftrieb erhielten sie u.a. von Konjunkturdaten aus China. Nach Zahlen des Wirtschaftsmagazins Caixin hat sich die Stimmung in kleineren und mittleren Industriebetrieben zuletzt leicht gebessert.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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