Börse am Morgen: U.a. mit PNE AG, EZB, Anleihen, Ölpreis - Nord LB
![EZB-Zentrale in Frankfurt am Main. Bild und Copyright: nitpicker / shutterstock.com.](https://www.4investors.de/bilder1200/medienpool/shutterstock/ezb-01.jpg)
Welche langfristigen Folgen haben die jahrelang stattgefundenen Anleihekäufe der EZB? In Sintra wurden diese Woche sehr kritische Stimmen laut. Die Frage ob mehr Schaden als Nutzen errichtet worden sei, wurde diskutiert. Ausgelöst wurde die Debatte durch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Zur Erinnerung: Seit dem Jahr 2014 versuchte die EZB über mehrere Jahre durch den Erwerb von u. a. Staatsanleihen aber auch Corporate Bonds eine sehr niedrige Inflation im Euroraum zu bekämpfen. Die BIZ argumentiert, dass sich in einem Niedrigzinsumfeld die Inflation nicht feinsteuern lasse und auf lange Sicht unerwünschte Nebenwirkungen wie bspw. eine überhöhte Risikobereitschaft als auch Verwundbarkeiten im Finanzsystem generiert werden. Fakt ist folgendes: Am Ende der Stützungmaßnahmen gibt es immer noch rd. EUR 3 Bio. an Überschussliquidität! Diese gigantische Summe wird die EZB noch über Jahre beschäftigen.
Das fünfte Auftragsminus in Folge belastet weiter die dt. Industrie. Laut Stat. Bundesamt sanken die Bestellungen im Mai um 1,6% (ggü. April). Q2/2024 bleibt damit deutlich im negativen Terrain. Wie geht es weiter? Das Bundeswirtschaftsministerium antizipiert die vor uns liegende Industriekonjunktur wie folgt: „Erst im Zuge der weiteren Erholung des Welthandels und der allmählichen Belebung der Nachfrage nach Industrieerzeugnissen dürften sich die Auftragseingänge stabilisieren.“
Themenwechsel Regulatorik: Kreisen zufolge arbeitet die EZB mit der EBA zusammen an einem Vorschlag zur Vereinfachung der Meldepflichten für Banken, welche einen signif. Risikotransfer (SRT) beantragen (durch die Übertragung von Kreditausfallrisiken auf externe Investoren wird über SRTs Kapital freigesetzt).
Tagesausblick
Die Zahlen der offiziellen Statistiker zur Lage am US-Arbeitsmarkt dürften heute von ganz besonderer Bedeutung für die intern. Finanzmärkte sein. Diese Angaben sind nämlich von hoher Relevanz für die weitere Fed-Geldpolitik. Wir rechnen mit keiner Bewegung bei der Arbeitslosenquote. Die Vorzeichen für die sogenannten „Payrolls“-Daten sind nicht sonderlich erfreulich. Die Zahlen des Personaldienstleisters ADP zeigen für Juni lediglich einen Stellenaufbau von 150.000 an. Viele Beobachter hatten hier etwas mehr Dynamik erwartet. Die zwei Zeitreihen entkoppeln sich aber von Zeit zu Zeit. Allerdings machen auch die Arbeitsmarktkomponenten der beiden ISM Einkaufsmanagerindizes keine großen Hoffnungen auf positive Entwicklungen!
Aktien- und Rentenmärkte
Frontloading bei Euro-Unternehmensanleihen. Mit einem Corporate Bond Emissionsvolumen i. H. v. EUR 288 Mrd. liegt das erste Halbjahr 2024 um beeindruckende 38% über den Primärmarktaktivitäten aus H1/2023. Die sehr freundliche Stimmung am EUR-Kapitalmarkt veranlasste viele Unternehmen dazu ihren Refinanzierungsbedarf frühzeitig zu decken.
Europ. Börsen verlassen den Handel gestern im Plus. Bundrenditen steigen leicht (+2Bp). DAX +0,41%; MDAX +0,56%; TecDAX +0,43%.
In den USA blieben die Börsen gestern feiertagsbedingt (Independence Day) geschlossen. Die Entwicklung der Staatsverschuldung in den USA lässt indes nicht wirkliche Feierstimmung aufkommen. Notenbankchef Powell sieht die USA jedenfalls eher auf einem untragbaren Pfad der Staatsverschuldung – eine vorsichtige Vorbereitung auf potenzielle Zinssenkungen könne davon die Folge sein. Indem Powell dieses Problem auf den Notenbanktreffen in Sintra verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung rückte, verschafft er sich somit bereits jetzt eine gute Rechtfertigung, sollten die Leitzinsen trotz einer weiterhin erhöhten Inflation gesenkt werden. Was sagt der Bond Markt? Die Renditestrukturkurve von US-Treasuries ist schon seit längerer Zeit invers. 5-jährige Credit Default Swaps (CDS) der USA lässt das kalt (37bp). Auch das Rating tangiert es bisher nicht (Aaa/AA+/AA+).
Unternehmen
PNE AG (Windparkentwickler aus Cuxhaven – Pure New Energy) erhält von der Bundesnetzagentur den Zuschlag für alle seine eingereichten Projekte (in 2024 hat PNE für insgesamt sieben Windparkausschreibungen mit einer Gesamtleistung von 117,9 MW Anträge gestellt). PNE ist im NISAX20 und im SDAX notiert.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro-Dollar-Kurs bekommt die wieder aufflammenden Zinssenkungsspekulationen in den USA zu spüren.
Ängste über die US-Konjunktur (der ISM Services PMI hatte sich bereits am Mittwoch deutlich verschlechtert) gehen an den Ölpreisen nicht sorglos vorüber. Nachfragebedenken belasten. Brent & WTI geben am Donnerstag erst nach, dann legten sie wieder zu.
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