Börse am Morgen: U.a. mit Mercedes-Benz, Frankreich, Yen, Ukraine-Zölle - Nord LB
![Mercedes-Benz investiert wieder stärker in Verbrenner-Motoren. Bild und Copyright: nitpicker / shutterstock.com.](https://www.4investors.de/bilder1200/medienpool/shutterstock/daimler-mercedes-haendler.jpg)
Hohe Zinsen bremsen die Kreditvergabe der Banken im Euroraum. Wie die EZB gestern mitteilte, vergaben die Finanzinstitute im Mai nur marginal (0,3%) mehr Darlehen als ein Jahr zuvor. Schon im April lag die Zunahme bei sehr niedrigen 0,2%.
Aus Sicht des slowakischen Notenbankchefs Peter Kazimir wird die EZB eine weitere Zinssenkung in diesem Jahr durchführen. Das dies bereits auf der nächsten Gelpolitik-Sitzung im Juli stattfinden werde, ist jedoch unwahrscheinlich. Vier Mal im Jahr erarbeiten die EZB-Volkswirte Konjunktur- und Inflationsprognosen. Die nächsten Prognosen werden im September und dann vor Weihnachten erwartet. Kazimir: „Ich denke, das sind die richtigen Momente, wenn wir genug Daten haben, um wieder zu entscheiden.“
Das Geschäftsklima in der Eurozone hat sich im Juni überraschend eingetrübt. Laut Daten der EU-Kommission sank das Stimmungsbarometer auf 95,9 Punkte.
Tagesausblick
Der ökonomische Kalender hat heute diverse Indikatoren im Köcher. Zu den wichtigsten dürfte diesseits des Atlantiks der deutsche Arbeitsmarktbericht des Juni gehören, wobei wir von einer stagnierenden Arbeitslosenquote von 5,9% ausgehen. Jenseits des Atlantiks stehen in den USA ebenfalls viele Veröffentlichungen an, wobei der PCE-Deflator als wohl wichtigste Maßzahl des Tages klar im Fokus der US-Ökonomie steht. Nachdem diese Zeitreihe im Januar mit einem hohen Wert überraschte, ließ die Aufwärtsdynamik in den folgenden Monaten peu à peu ab und dürfte im Mai nach bisherigen Daten nur noch ein Nullwachstum ausweisen. Notenbanker der Fed dürften diese Zahlen freudig goutieren und zwei Zinssenkungen in diesem Jahr wahrscheinlicher machen.
Aktien- und Rentenmärkte
Der DAX kam gestern nicht so richtig weg vom Fleck. Die anstehenden Neuwahlen in Frankreich sorgen für reservierte Zurückhaltung bei den Anlegern. DAX +0,30%; MDAX +0,15%; TecDAX +0,05%.
Das gleiche Bild beim Dow. Hier stehen am Freitag US-Inflationsdaten auf der Agenda. Börsianer links- und rechtsseitig des Atlantiks wollen sich vor beiden Events nicht wirklich positionieren. Dow Jones +0,09%; S&P500 +0,09%; Nasdaq Comp. +0,30%.
Renditen französischer Staatsanleihen (OATs) kletterten gestern auf ein 2-Wochenhoch (3,27% + 4bp). In Wahlumfragen legt die Rassemblement National von Marine Le Pen weiter zu. Bondinvestoren betrachten einen potentiellen Rechtsruck mit großer Sorge. Le Pen macht teure Wahlversprechen. Angst vor einer neuen Schulden- und Eurokrise geht um. Der Spread von OATs zu Bunds zieht auf 83 Basispunkte an.
Während der Bondmarkt die Schuldenentwicklung in Frankreich akribisch begutachtet und mit der Einforderung höherer Risikoprämien quittiert, plädieren EZB-Autoren in einem Blogbeitrag auf der Homepage der EZB für eine gemeinsame EU-Schuldenaufnahme. Wörtlich heisst es: „Eine Neugewichtung der Haushaltsmittel, neue Eigenmittel und eine gemeinsame Schuldenaufnahme sind allesamt in Betracht zu ziehen“. Über das CoronaWiederaufbauprogramm „NextGenerationEU“ wurden bereits im erheblichen Umfang gemeinsame Schulden aufgenommen. Das sollte eigentlich auch ein Einzelfall bleiben.
Unternehmen
Mercedes-Benz investiert wieder stärker in Verbrenner-Motoren. Im Jahr 2024 werden die Sindelfinger allein in der Pkw-Sparte EUR 14 Mrd. in Forschung & Entwicklung mit den Schwerpunkten Digitalisierung, Elektromobilität und High-Tech-Verbrennertechnologie investieren. Mercedes wollte eigentlich ab 2030 nur noch rein elektr. Modelle anbieten. Durch die maue Nachfrage stellt sich der Autobauer nun aber auf einen späteren Abschied vom Verbrenner ein. Im Corporate Bond Ankaufprogramm (CSPP) der EZB waren dt. Autobauer in der Vergangenheit sehr beliebt, insbesondere Daimler (#28) und BMW (#20). Die EZB ist damit ein großer Kreditgeber der Verbrennertechnologie. Aber auch Namen wie Total, Repsol und Shell befanden und befinden sich noch im CSPP.
Devisen und Rohstoffe
Der japanische Yen fiel gestern ggü. dem USD auf den tiefsten Stand seit 38 Jahren. Bei Kursen jenseits der 160 Yen steigt die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Intervention der japanischen Behörden am Devisenmarkt. Der anhaltende Kursverfall belastet zunehmend die japanische Wirtschaft.
Ab heute wird die EU wieder Zölle auf Eier- und Zuckerimporte aus der Ukraine einführen.
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