Börse am Morgen: U.a. mit Carl Zeiss Meditec, EZB, Inflationsdaten, Opec+ - Nord LB
![Börsen-Ausblick und Marktbericht. Bild und Copyright: Phongphan / shutterstock.com.](https://www.4investors.de/bilder1200/medienpool/shutterstock/finance3.jpg)
Chinas Industrie ist einem offiziellen Konjunkturbarometer zufolge zuletzt geschrumpft. Dies nährt Zweifel an einer durchgreifenden Erholung. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe fiel im Mai mit 49,5 Zählern unerwartet unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten (Vormonat 50,4).
Die Inflation in der Euro-Zone legt wieder zu. Obwohl der Anstieg einen Tick stärker ausfiel als erwartet worden war, gilt eine Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) in dieser Woche dennoch weiter als wahrscheinlich. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai in der 20-Länder-Gemeinschaft um 2,6% binnen Jahresfrist. Volkswirte hatten mit 2,5% gerechnet. Noch im April hatte die Rate bei 2,4% gelegen. Die Kerninflation, in der schwankungsanfällige Preise ausgeklammert werden, erhöhte sich im Mai auf 2,9% nach 2,7% im April.
Der deutsche Einzelhandel ist überraschend schlecht ins Frühjahr gestartet und dämpft damit die Hoffnung auf einen Konsumaufschwung. Weil die Verbraucher trotz kräftig steigender Reallöhne beim Lebensmittelkauf sparten, fiel der Umsatz im April um 1,4% geringer aus als im Vormonat. Inflationsbereinigt (real) gab es einen Rückgang von 1,2%. Die Branche hofft nun auf frische Impulse durch die Fußball-EM in Deutschland.
Die Inflationsdaten für den April offenbaren, dass sich in den USA die Linien an der Preisfront wohl nicht drastisch verschoben haben. Mit 0,3% M/M verharrt die Headlinerate den 3. Monat in Folge auf dem gleichen Niveau, und auch die Jahresrate mit 2,7% Y/Y entspricht dem Wert des Vormonats. Die Kernrate des PCE-Deflators vermag sogar etwas nachzugeben, weist sie nämlich mit 0,2% M/M den niedrigsten Wert dieses Jahres auf. (0,5% M/M im Januar; Februar und März 0,3% M/M) Die Entwicklung der PCEs gönnen dem FOMC somit eine kleine Verschnaufpause.
Der int. Airline-Verband IATA hält heute in Dubai seine
Jahreshauptversammlung ab. Rund 150 Fluggesellschaften tauschen sich über die akt. Lage in der Luftfahrt aus. Nach Rekordgewinnen dank starker Erholung der Reisenachfrage von der Corona-Krise lässt das Wachstum inzwischen wieder nach. Neben geopolitischen Spannungen stellen der Mangel an neuen Flugzeugen und Klimaschutz die Branche vor Herausforderungen.
Wochenausblick
Das Highlight diese Woche: die Zinsentscheidung der EZB. Nahezu alle Marktbeobachter rechnen mit einer Zinssenkung um 25 bp. Zudem wird sehr genau auf die Wortmeldungen der EZB-Chefin Lagarde zu blicken sein. Daneben sollte v.a. auf Wirtschaftsdaten aus den USA zu achten sein. So werden Angaben zu den beiden ISM-Einkaufsmanagerindizes und zur Lage am Arbeitsmarkt veröffentlicht. Beim Blick auf letzteren wachsen die Bäume inzwischen nicht mehr in den Himmel; wirklich schwache Zahlen sind allerdings auch nicht zu erwarten.
Renten- und Aktienmärkte
US-Staatsanleihen haben am Freitag nach Inflationsdaten Kursgewinne verbucht. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere fiel im Gegenzug auf 4,51%. Auch die Kurse deutscher Bundesanleihen haben etwas zugelegt. Verbraucherpreisdaten aus der Eurozone belasteten die Anleihen nur vorübergehend.
Der DAX schloss am letzten Handelstag des Monats unverändert, legte im Gesamtmonat Mai aber über 3% zu. Bei den Einzelwerten stand Carl Zeiss Meditec nach einem negativen Analystenkommentar im Fokus und unter Druck (-5,4%).
Die US-Börsen haben am Freitag keine klare Richtung gefunden. Zweifel an einer rascher Zinswende belasteten die Wall Street. Nachdem Inflationsdaten positiv aufgenommen worden waren, waren schwache Einkaufsmanagerdaten auf ein verhaltenes Echo gestoßen. Investoren versuchten, die neuen Wirtschaftszahlen mit Blick auf den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung in den USA zu interpretieren. Die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung der Fed im September, November und Dezember wird derzeit an den Terminmärkten auf gut 50, 65 und 85 Prozent geschätzt. Vor der Veröffentlichung waren es knapp 50, 60 und 80.
Rohstoffe
Die Ölfördergruppe Opec+ wird ihre Kapazitäten im Jahr 2025 wie vom Markt erwartet stabil halten. Nur die Vereinigten Arabischen Emirate sollen mehr Öl fördern dürfen, gut 3,5 Mio. Fässer pro Tag. Die Opec+ versucht, die Preise angesichts der schwachen globalen Nachfrage, hoher Zinssätze und steigender, konkurrierender US-Öl-Produktion zu stützen. Die Preise notieren derzeit nahe 80 USD pro Barrel (159 Liter) und damit unter dem, was viele Opec+-Mitglieder benötigen, um ihren Haushalt auszugleichen.
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