Norwegischer Staatsfonds trennt sich von Ölaktien, Ausverkauf bleibt aber aus - Commerzbank Kolumne
Der norwegische Staatsfonds, der einst aus Mitteln der norwegischen Öl- und Gasproduktion gegründet wurde, verwaltet inzwischen ein Vermögen von über 1 Bill. USD. Bereits im Jahr 2017 verkündete der Fonds, dass er sich von Aktien aus dem Öl- und Gas-Sektor im Volumen von rd. 37 Mrd. USD trennen wolle, um die Abhängigkeit von Anlagen in fossilen Rohstoffen und damit vom Öl zu reduzieren (2015: Verbannung von Kohle-Aktien aus dem Fonds). Schon damals schlug diese vorläufige Anlageentscheidung hohe Wellen, zumal von der Neuorientierung Signalwirkung auch für andere Investoren mit Ölinvestments ausging. Vor Kurzem gab es eine Beschlussfassung des Finanzministeriums der norwegischen Regierung zu diesem Thema: demnach soll sich der Staatsfonds lediglich von reinen Öl- und Gasförderunternehmen (u.a. Anadarko, Tullow) trennen (geschätzte Marktkapitalisierung der im Fonds gehaltenen Anteile: rd. 7,5 Mrd. USD). Die Beteiligungen an integrierten Öl- und Gasunternehmen (Exploration & Produktion, Raffinerie & Marketing, Chemie) wie beispielsweise BP oder ExxonMobil, die breiter aufgestellt sind, dürfen aber behalten werden. Ein weiterer Pluspunkt für die großen europäischen Öl- und Gasunternehmen ist, dass sie zunehmend in erneuerbare Energien investieren (diese Strategie spielt bei den US-Majors derzeit kaum eine Rolle). Mit dem Teilrückzug aus Ölaktien dürfte sich die Abhängigkeit des Staatsfonds vom Ölpreisrisiko dennoch kaum mindern. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass die Umweltschützer weiter auf einen kompletten Ausstieg aus Öl-Unternehmen drängen werden. Es ist u. E. absehbar, dass der norwegische Staatsfonds sowie die Regierung in Zukunft erneut über dessen Anlagepolitik befinden müssen. Somit ist die vollständige Entfernung von Ölaktien aus dem Portfolio des norwegischen Staatsfonds möglicherweise nur aufgeschoben.
Anleihen
Frankeich: Verbrauchervertrauen (Mrz), 08:45 Uhr
USA: Handelsbilanz (Jan), 13:30 Uhr
Das britische Parlament hat die Kontrolle über den Brexit übernommen. Gegen den Willen der Regierung wollen die Abgeordneten im britischen Unterhaus eine Alternative für das Abkommen suchen. Dafür hatten die Parlamentarier am Montagabend die Regel außer Kraft gesetzt, wonach nur die Regierung die Tagesordnung bestimmen darf. Diesen Vorgang hat es bisher noch nicht gegeben. Heute um 16 Uhr soll die Debatte beginnen und ab etwa 20 Uhr mit der Abstimmung der Alternativvorschläge begonnen werden. Darunter befindet sich ein No-Deal, Gemeinsamer Markt, Zollunion und Rücknahme des Artikel 50. Die britische Regierung ist jedoch nicht an die Abstimmungsergebnisse gebunden. May plant offiziell noch eine dritte Abstimmung über das Abkommen in dieser Woche. Sicherlich ist heute keine Lösung zu erwarten. Die Märkte sehen die neuesten Entwicklungen aber positiv. So konnte sich gestern Nachmittag das britische Pfund ggü. Euro und US-Dollar aufwerten. Die US-Konjunkturdaten fielen gestern überwiegend schwächer als erwartet aus. Die Hausbaubeginne im März enttäuschten mit einem Rückgang um 8,7% M/M auf 1,162 Mio. (annualisiert). Allerdings wurden die Werte im Dezember und Januar deutlich nach oben revidiert, so dass die Entwicklung besser als gedacht war. Allerdings flacht sich der Trend bei den Baubeginnen und -genehmigungen schon seit Monaten ab. Aufgrund des engen Arbeitsmarkts und des anziehenden Lohnwachstums sowie der soliden Zuwanderung kann man für den Immobilienmarkt vorsichtig optimistisch bleiben, zumal die Finanzierungszinsen in den letzten Monaten deutlich nachgegeben haben. Das US-Verbrauchervertrauen sank im März überraschend kräftig von 132,5 auf 124,1 Punkte. Es steht im Einklang mit einer erwarteten leichten Abschwächung des Privaten Verbrauchs in den USA.
Aktien
Commerzbank, Geschäftsbericht
ElringKlinger, SGL Carbon, Bilanz-PK
HHLA, Jahresergebnis
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag nach anfänglicher Schwäche freundlicher. Die Leitindizes kletterten in der Spitze um bis zu 0,9% (Frankreich, Schweiz). Nach den schwachen Vortagen setzte damit eine leichte Erholungsbewegung ein. Gute Makrodaten aus Europa (v.a. aus Frankreich) sorgten für ein wenig Rückenwind und drückten die Sorgen in Bezug auf einen möglicherweise ungeregelten Brexit sowie die Furcht vor einer Rezession (siehe inverse Zinskurve in den USA, die als ein relativ verlässlicher Indikator für eine kommende Rezession gilt) in den Hintergrund. Die Rendite für die 10jährige deutsche Bundesanleihe lag erneut unter der Marke von 0%. Der Rentenmarkt preist damit weiterhin erhebliche Wachstumsrisiken ein. Der Ifo-Index für die Ausfuhrerwartungen der deutschen Industrie sank im März von 7,2 auf 1,4 Punkte. Vor allem die Geschäftsaussichten in der Autoindustrie sind schwach. Dementsprechend zählten Autoaktien wie BMW (-1,5%), Volkswagen (-0,9%) oder Daimler (-0,7%) gestern auch zu den schlechtesten Werten im Dax (+0,6%). Die Aktie von Wirecard stieg hingegen um 26%; verantwortlich hierfür zeichnete die Nachricht, dass die Untersuchung einer Anwaltskanzlei keine wesentlichen Auswirkungen auf die Konzernabschlüsse habe. Auf europäischer Sektorenebene waren insbesondere Aktien aus dem Bereich Pharma gefragt, die im Schnitt um 1,5% zulegten. Am Ende der Performancerangliste notierte der Bereich Automobile (-0,2%). Die Börsen in den USA tendierten freundlicher. Die Sorgen über eine Verlangsamung des globalen Wachstums verblassten. Energiewerte waren wegen des steigenden Ölpreises besonders gefragt (+1,5%). Gebrauchsgüteraktien legten als Tagesverlierer im Schnitt um 0,4% zu. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich.