DAX: Die Angst vor einem Handelskrieg drückt den DAX unter 12.000 Punkte - Nord LB Kolumne
An den Börsen werden die neuen protektionistischen Maßnahmen der USA mit sehr großer Skepsis betrachtet. Nach Auffassung der Marktteilnehmer hat Donald Trump China nun regelrecht den Handelskrieg erklärt. Entsprechend ergibt sich ein signifikanter Druck auf die Kurse der Dividendenpapiere. Der DAX ist im Rahmen dieser Abwärtsbewegung deutlicher unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten gefallen. Dies ist sicherlich noch keine Panik, die Marktteilnehmer präsentieren sich inzwischen aber schon ziemlich skeptisch.
Diese Reaktion der Aktienmärkte ist durchaus nachvollziehbar. Die Hinwendung der USA zum Protektionismus muss unserer Auffassung nach ohne jeden Zweifel als ernste Bedrohung für die aktuell sehr gut laufende Weltwirtschaft betrachtet werden. Die exportstarke und international gut verknüpfte deutsche Volkswirtschaft würde unter einem globalen Handelskrieg sicherlich überproportional stark leiden. Die jüngsten Meldungen zu den in Deutschland erhobenen konjunkturellen Stimmungsindikatoren zeigen entsprechende Sorgen folgerichtig auch an. Somit kommt es natürlich zu einem spürbaren Druck auf die Aktienmärkte in Deutschland und Andernorts.
Donald Trump hat mit seinen jüngsten Maßnahmen ohne jeden Zweifel weiteren Druck auf Peking ausgeübt; der US-Präsident kündigte neue Zölle auf verschiedene Produkte aus China an. Ziel der Regierung in Washington ist es, das bilaterale Handelsbilanzdefizit mit dem Reich der Mitte effektiv zu reduzieren. Die Vereinigten Staaten werfen China beispielsweise große Mängel im Umgang mit den geistigen Eigentumsrechten von US-Unternehmen vor. Donald Trump kann hier unserer Auffassung nach durchaus auch auf die Unterstützung der Republikaner im Kongress hoffen. Dies würde ihm größere Spielräume bei einem handels- und außenpolitischen Konflikt mit Peking geben. In der Tat könnte ein Handelskrieg mit China für die USA führbar sein.
Allerdings will man mit Peking im Dialog bleiben. Im Laufe der nächsten zwei Wochen wird der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer einen Katalog von mit Zöllen belegbaren chinesischen Waren erstellen, der wahrscheinlich so unterschiedliche Produkte wie Schuhe und Roboter enthalten dürfte. Bis dahin kann China in jedem Fall den Ausbruch eines Handelskrieges noch durch geeignete Angebote zur Senkung des bilateralen US-Leistungsbilanzdefizits mit dem Reich der Mitte vermeiden.
In diesem Umfeld ist die Nervosität an den Finanzmärkten natürlich ausgesprochen hoch. So konnte beispielsweise auch der Goldpreis anziehen. Die Sorgen der Anleger erhöhen die Risikoprämien, was die Kurse der Dividendenpapiere belastet. Die Marktteilnehmer sind mittlerweile aber in der Gefahr, die Lage zu negativ einzuschätzen. Positive Nachrichten, die es mit Blick auf die US-Handelspolitik durchaus auch gibt, werden von den Börsen momentan völlig ignoriert. So konnte die EU bei den US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium zunächst eine Ausnahmeregelung erwirken. Hier wird es weitere Verhandlungen geben, an deren Ende durchaus eine Art „TTIP Light“ stehen könnte. Auch andere Länder (zum Beispiel Südkorea und Brasilien) sind von den Zöllen vorerst nicht betroffen. Zudem scheint es konstruktive Fortschritte bei den Verhandlungen um die Zukunft der NAFTA zu geben und China hat sich für eine eher moderate Antwort auf die US-Strafzölle in den Segmenten Stahl und Aluminium entschieden. So wird Peking noch keine handelspolitischen Maßnahmen gegen Soja und Flugzeuge aus den USA ergreifen.
Fazit: Die internationalen Aktienmärkte haben offensichtlich große Angst vor einem globalen Handelskrieg. Die Sorgen der Anleger sind zwar nachvollziehbar und begründet, positive Nachrichten werden derzeit aber ignoriert. Folglich müssten sich beim DAX im Laufe des Jahres wieder höhere Indexstände zeigen können.