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Sommer oder Märchen - Börse München

23.06.2024 09:50 Uhr - Autor: Ulrich Kirstein  auf twitter

Ulrich Kirstein mit der Presseschau der Woche. Bild und Copyright: Bayerische Börse AG.

Kaum gewinnen „wir“ zwei Spiele, steigt das Sommermärchen. Und zwar nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch in der grauen Industrie: „Ifo-Institut verdoppelt die Wachstumsprognose für Deutschland“, meldet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. In realen Zahlen sieht es allerdings weniger extensiv aus: von 0,2 auf 0,4 Prozent stemmt sich das Wachstum. Und die Deutsche Bundesbank rückt gleich auf, um in der Fußballsprache zu bleiben, im zweiten Quartal soll ein reales BIP-Wachstum erreicht werden. Die Schweiz spielt bekanntlich erst am Sonntag gegen uns, aber die Schweizer Nationalbank hat den Bürgern vorab schon einmal ein Geschenk unterbreitet und die Zinsen auf 1,25 Prozent gesenkt. England lässt hingegen den Leitzins unberührt – typisch unentschieden würden wir sagen, das Potenzial nicht abgerufen. Schuld hat niemand anders als eine Sängerin aus den USA mit ihrer Konzertreise durch Europa: „Swiftflation? Britische Notenbank verschiebt die Zinswende“, verkündet das Handelsblatt. Das hat es noch nicht einmal bei den Beatles gegeben.

Aktienkracher im Sommer

In diese Woche fällt der offizielle Sommerbeginn, da liegt es nahe, auf Sommer, Sonne und Urlaub auf der Titelseite abzuzielen. Einerseits. Andererseits dauert der Sommer noch länger und wer will da gleich seine ganze Munition verschießen (sorry, aber wir leben ja in kriegerischen Zeiten). Der Aktionär macht mit „Der Sommer wird heiss“ auf und weil er in Großbuchstaben schreibt, verzeihen wir ihm das Doppel-S. Verdoppeln will er schließlich „Ihr Geld“. Und weil der dazu einen Melonenschnitz zeigt auf hellblauem Wasser, lässt sich „mit diesen Tipps ganz cool abkassieren“. Focus Money zeigt einmal mehr Money auf dem Titel, ein Haufen Geldscheine macht sich am unteren Bildrand breit, immerhin wird nicht weniger als eine „Gewinnchance 1000%“ versprochen. Dafür gibt es „exklusiv die Aktienkracher von morgen“. Da mahnen wir zur Vorsicht, schließlich krachen auch Rohrkrepierer. „Top-Werte zu Tiefstpreisen“ empfiehlt uns Börse Online „nach dem Kursrutsch“. „10 Aktien 6 Monate 50% Gewinn“ lautet die Rechnung dazu.

Unser Lob gilt diese Woche der Juli-August-Ausgabe von Das Investment. Darauf zu sehen ist ein begeisterter Mann im goldenen Anzug vor goldenem Grund. So einen haben wir uns immer gewünscht (den Anzug, nicht den Goldgrund!). Dazu die Headline: „Gold-Rally: Der Midas-Effekt“. Schön an eine klassische Sage zu erinnern, auch wenn bei Midas bekanntlich alles zu Gold wurde, was er anfasste, auch Speis und Trank. Er drohte also weniger in Gold zu ersticken, als zu verhungern. Immerhin, durch ein Bad im Fluss (dem Paktolos) konnte er sich von seiner Goldgabe befreien, das seitdem der Fluss mit sich tragen soll.

Frühes Aus

Während wir uns im EM-Fieber bereits mindestens im Halbfinale wähnen, würden wir wirtschaftlich gesehen nicht einmal mehr die Vorrunde überstehen, ein frühes Aus wäre uns garantiert. In der Rangliste der wettbewerbsfähigsten Länder nimmt Deutschland Platz 24 ein! In der von der privaten Schweizer Hochschule IMD jährlich vorgelegten Liste werden wir quasi durchgereicht – 2023 nahmen wir noch Platz 22 ein, 2022 kamen wir sogar noch auf Rang 15. Der Süddeutschen Zeitung war dies einen Bericht auf der Titelseite wert: „Wirtschaftsstandort fällt zurück“. 2014 lagen wir sogar noch auf Platz 6, das wäre also das Viertelfinale und, zur Erinnerung, damals gewannen „wir“ ja auch die WM. Dass Europa insgesamt abgehängt worden wäre, kann man im Übrigen zumindest nach diesem Ranking nicht sagen, unter den ersten zehn findet sich mit der Schweiz, Dänemark, Irland, Schweden, den Niederlanden und Norwegen immerhin eine knappe Mehrheit aus dem alten Kontinent. Die Börsen-Zeitung konstatiert konsterniert: „Standort D wird nach unten durchgereicht“. Apropos Fußball: Auch Großbritannien (Rang 28) und Frankreich (Rang 31) hätten wenig Chancen ins Endspiel zu kommen nach diesem Ranking.

Bleibendes Aus

Um noch tiefer in die Depression rund um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sinken, können wir jetzt mit den ZEW-Konjunkturerwartungen winken: „ZEW-Index dämpft Wachstumshoffnung“ (Börsen-Zeitung). Oder noch eine Studie zu Rate ziehen, die die Süddeutsche Zeitung unter der Headline „Eine Frage, zwei Antworten“ versteckt. Darin wurden deutsche Unternehmen in den USA und US-Unternehmen in Deutschland befragt, wie sie ihren jeweiligen Standort sehen. Hierbei kommt das sagenhafte Ergebnis von 84 zu 0 heraus: Auf die Frage, ob Energiekosten als Problem gesehen werden, antworten 84 Prozent der US-Firmen in Deutschland mit ja und null deutsche Unternehmen in den USA. Nicht einmal die Hälfte der US-Firmen wollen ihren Standort hierzulande ausbauen, der schlechteste Wert seit der ersten Studie vor 18 Jahren. Jetzt wird es Zeit, dass wir etwas Positives finden (man könnte schottische Fans nach bayerischem Bier befragen)...

Arbeit am Fußball

…zum Beispiel Fußball. Viel wird über die Schubkraft auch ökonomischer Natur von der EM berichtet, vor allem, wenn die Heimmannschaft gewinnt. Das Großereignis schürt die Emotionen und bei Sonnenschein, guter Laune und großer Hitze konsumiert der normale Fan in der nach ihm benannten Meile auch ausreichend kühles Nass, ohne zu sehr auf den (horrenden) Preis zu schauen. Doch was ist, wenn die Spiele schon um 15:00 Uhr, also während der Arbeitszeit, übertragen werden? Und laut Statistischem Bundesamt arbeiten 15 Prozent auch oder nur am Abend, was erschwerend hinzu kommt. Urlaub nehmen? Heimlich schauen? Was ist erlaubt? Was nicht? Darüber macht sich der Münchner Merkur so seine Gedanken: „Europameisterschaft: Was passiert, wenn mich mein Chef beim Fußballschauen erwischt?“ Ja was eigentlich? Er muss es auf jeden Fall genehmigt haben und auch im Homeoffice darf der Fernseher eigentlich nicht angeschaltet werden – aber wenn er zufällig im Nebenzimmer läuft und man ihm quasi gar nicht ausweichen kann? Es droht eine Abmahnung und bei mehrmaligem Fehlverhalten – es gibt 51 Spiele! – gar die Kündigung. Sogar der Liveticker kann vom Arbeitgeber verboten werden. Eine Möglichkeit bleibt jedoch: Das Radio! Denn, so heißt es, das „Zuhören beeinträchtigt nicht automatisch die Arbeitsleistung“. Unserer Erfahrung nach ist es sogar umgekehrt. Zuhören erhöht die Arbeitsleistung ungemein!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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