4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Circus SE

Circus SE: „Eines der größten Robotik-Projekte weltweit und ein Meilenstein in der kommerziellen KI“

19.06.2024 07:49 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Nikolas Bullwinkel, CEO und Gründer der Circus SE, im 4investors-Interview. Bild und Copyright: Circus SE.

Die Circus Group hat eine Absichtserklärung über die Einführung von Food-Robotern in chinesischen Bildungseinrichtungen unterzeichnet. Der Circus Autonomy One (CA-1) ist ein vollautomatischer, selbstreinigender Food-Roboter, der in der Lage ist, Zutaten zu dosieren, zu kochen und selbstständig zu verpacken. Ziel der Partnerschaft in China ist die Inbetriebnahme von 5.400 Koch-Robotern in Bildungseinrichtungen. Dadurch ergibt sich in den nächsten Jahren ein geschätztes kumuliertes Umsatzpotenzial im niedrigen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich.

Nikolas Bullwinkel, CEO und Gründer der Circus SE, spricht im Exklusiv-Interview mit 4investors.de über die strategische Bedeutung dieser Exklusivvereinbarung und wie die Circus Group die weltweite Essenszubereitung revolutionieren möchte. Dank dem selbstentwickelten Betriebssystem Circus OS winken neben dem Verkauf von Robotern auch wiederkehrende Einnahmen aus Software.


4investors.de: Viele Anleger und Investoren dürften die Circus Group noch nicht kennen. Was machen Sie, wie funktioniert Ihr Modell?

Bullwinkel:
Die Circus Group ist ein Unternehmen aus dem Bereich KI-Robotik, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von voll-automatisierten Küchensystemen spezialisiert hat. Wir haben den weltweit ersten kommerziell nutzbaren Roboter für die Lebensmittelproduktion entwickelt, den Circus Autonomy One oder kurz „CA-1“. Er revolutioniert die Zubereitung von Mahlzeiten durch den Einsatz modernster Robotertechnik und künstlicher Intelligenz und verfügt über das Potenzial, grundlegend die Art und Weise zu revolutionieren, wie heute weltweit Essen zubereitet wird.

4investors.de: Was kann Ihr CA-1 Food-Roboter zubereiten, bei welchen Produkten bzw. Mahlzeiten würde er scheitern?

Bullwinkel:
CA-1 kann völlig autonom – ohne menschliche Interaktion – aktuell bis zu zwei Milliarden unterschiedliche Gerichtskombinationen produzieren. Meine persönlichen Highlights sind im Moment beispielsweise Pasta, Currys, Bowls, asiatische Gerichte und Salate. Hier werden bereits exzellente Ergebnisse erreicht, da immer gleichbleibend absolut perfekt zubereitete Gerichte entstehen. Einschränkungen hat der Roboter natürlich bei sehr speziellen Gerichten, die eine hohe manuelle Fertigkeit erfordern, wie z. B. kunstvolle Dekorationen oder bestimmte traditionelle Gerichte, die manuelle Eingriffe nötig machen. Pro Tag schafft ein CA-1 die Zubereitung von knapp 2.000 Gerichten.

4investors.de: Wer ist die Zielgruppe für Ihre Produkte, speziell für den CA-1 Food-Roboter?

Bullwinkel:
Erste Einsatzgebiete sind neben Restaurants alle Orte, an denen es bisher eine Herausforderung war, große Mengen an hochqualitativen Mahlzeiten in kurzer Zeit bereitzustellen, also beispielsweise Werkskantinen, Krankenhäuser, Flughäfen, Bahnhöfe, Universitäten, Schulen und Altersheime. Gerade die Fähigkeit, ohne den Einsatz von Personal frisch zubereitete und personalisierte Gerichte 24/7 anbieten zu können, ist ein extrem starkes Argument für unseren Roboter. Hier sehen wir eine sehr hohe Nachfrage und befinden uns in einer Reihe von aussichtsreichen Verhandlungen, bei denen es um große Stückzahlen geht.

Langfristig ist unser Ziel, jeden Kunden zu gewinnen, der seine Kücheninfrastruktur modernisieren und effizienter gestalten möchte. Hier sprechen wir potenziell von allen Restaurants, Hotels und Catering-Unternehmen.

4investors.de: Welche Argumente sprechen noch für einen Einsatz des CA-1?

Bullwinkel:
CA-1 bietet erhebliche Vorteile in Bezug auf Kostenreduktionen, Zeitersparnis, Konsistenz und Qualität der zubereiteten Speisen gegenüber den konventionellen Küchen. Auch der gerade entstehende Milliardenmarkt „Personalized Nutrition“, also die Optimierung der Gesundheit durch eine individuell angepasste Ernährung, wird künftig ein bedeutendes Einsatzgebiet unseres CA-1 sein. So kann beispielsweise durch die Integration von Gesundheitsdaten einer Smartwatch der spezifische Nährstoffbedarf bei der Erstellung einer Mahlzeit berücksichtigt werden.

4investors.de: Sie haben in der vergangenen Woche eine Absichtserklärung mit dem Beijing University Food Raw Material Joint Procurement Centre abgeschlossen. Was umfasst diese mehrstufige Exklusivvereinbarung?

Bullwinkel:
Die Vereinbarung ist ein großartiger Erfolg für unser Unternehmen und ein schönes Beispiel, wie eine in Deutschland zur Marktreife entwickelte innovative Technologie weltweit zum Einsatz kommt. Im Kern geht es darum, dass wir die Essensversorgung der Studenten an 92 Pekinger Universitäten mit unserer KI-Robotik voll automatisieren, das heißt bis zu 10 Millionen Gerichte pro Tag mit einem dezentralen Netzwerk von 5.400 Robotern herstellen.

Die Zusammenarbeit wurde in vier Phasen eingeteilt. In der ersten Phase testen wir unseren Roboter im Rahmen einer lokalen Beta-Umgebung an Bildungseinrichtungen in Peking. Phase Zwei ist der Vorserien-Rollout, bei dem 1.080 Roboter aus europäischer Produktion ausgeliefert werden. Parallel wird eine lokale Produktion in China aufgebaut, um in der dritten Phase 4.320 CA-1 an 92 Universitäten in Peking auszurollen. In der vierten und letzten Phase der Zusammenarbeit unterstützt uns unser Kunde bei einer landesweiten Einführung, mit dem Ziel, 4.000 Universitäten mit insgesamt 60 Millionen Studierenden zu erreichen.

4investors.de: Gab es Konkurrenz und wie sind die Kontakte nach China entstanden?

Bullwinkel:
Bevor sich unser Kunde für die Technologie von Circus entschieden hat, hat er sich mit 130 anderen, konkurrierenden Ansätzen für die Vollautomatisierung auseinandergesetzt – für uns natürlich eine großartige Bestätigung, dass wir mit CA-1 auf einem vielversprechenden Weg sind. Wir haben China früh als einen für uns bedeutenden Markt erkannt, sind aber selbst überrascht von der Dynamik. Nachdem wir gesehen haben, wie hoch die Nachfrage ist, haben wir hier mit dem Aufbau eines eigenen Teams begonnen, das sich um unsere künftigen Kunden in der Region kümmert.

4investors.de: Welchen Zeitrahmen muss man annehmen, damit das Projekt China realistisch vom Status einer Absichtserklärung zum konkreten Auftrag wird?

Bullwinkel:
Unser Aufbau von entsprechenden Produktionskapazitäten ist hier der limitierende Faktor. Wenn es nach unserem chinesischen Kunden geht, würden wir drei Monate nach Beginn der Phase 1 in den Vorserien-Rollout mit 1.080 Robotern eintreten. So schnell sind wir natürlich nicht, selbst wenn wir zunächst auf einen Mix aus verschiedenen Auftragsproduzenten zurückgreifen werden. Wir werden jetzt mit Hochdruck die Produktionskapazitäten aufbauen, um den Bedarf so schnell wie möglich decken zu können. Bereits für die Phase 1 konnten wir eine Exklusivität vereinbaren, insofern sind wir hier in einer sehr komfortablen Situation.

Die Automatisierung der Essensversorgung von Pekinger Universitäten ist eines der größten Robotik-Projekte weltweit und ein Meilenstein in der kommerziellen KI. Wir disponieren jetzt natürlich entsprechend unsere Ressourcen, zumal wir auch in weiteren Kundenverhandlungen auf die Zielgerade einbiegen.

4investors.de: Ist das vorgesehene KI-Küchensystem bereits fertig entwickelt, sind noch Entwicklungs-/Anpassungsleistungen notwendig? Wann könnten die ersten Lieferungen erfolgen?

Bullwinkel:
Der große Vorteil unseres CA-1 ist, dass er bereits in mehr als 2.000 Stunden von großen Konzernen wie BMW und Aramark in Werkskantinen und Betriebsrestaurants getestet wurde und wir daher im Gegensatz zum weltweiten Wettbewerb einen unschätzbaren Vorsprung hatten, um Erfahrung zu sammeln. Zweck der ersten Phase der Zusammenarbeit ist nun die Anpassung an Kundenwünsche in der lokalen Beta-Umgebung in Peking. Aktuell rechnen wir mit der ersten Auslieferung im Rahmen des Roll-outs noch in 2025.

4investors.de: Wo werden Ihre Küchenroboter aktuell gebaut? Und wie sehen Ihre konkreten Pläne zum Aufbau der Produktionskapazität für die 5.400 geplanten Küchensysteme aus?

Bullwinkel:
Bisher wurden unsere Roboter in Europa produziert und in München endgefertigt. Um den unmittelbar anstehenden Bedarf zu erfüllen, arbeiten wir hier mit Auftragsproduzenten zusammen. Dies ist aber nur der erste Schritt: Vor dem Hintergrund der laufenden Gespräche mit weiteren großen Kunden und dem Abschluss der ersten Vereinbarung ist natürlich eine lokale Produktion in China notwendig. Hierbei würden wir nicht nur Transportwege reduzieren, sondern auch unsere Marge nochmal deutlich verbessern. Die Planungen zum Aufbau der lokalen Produktionskapazitäten haben gerade begonnen.

4investors.de: Sie sprechen in einer Presseerklärung davon, dass aus diesem Vertrag ein kumuliertes Umsatzpotenzial in Euro im niedrigen einstelligen Milliardenbereich über die nächsten Jahre resultieren kann. Zum Verständnis: Das wäre der Umsatz, den sie aus diesem Vertrag generieren würden?

Bullwinkel:
Das ist korrekt. Das Umsatzpotenzial für die kommenden Jahre basiert auf den Verkäufen von Hardware (Roboter), Lizenzgebühren (SaaS) und weiteren Einnahmen (Service, etc.). Interessant sind für uns neben dem Roboter – den wir aktuell zu einem Listenpreis von 250.000 Euro anbieten – insbesondere die wiederkehrenden Einnahmen aus Software. Hier haben wir mit unserem selbstentwickelten Betriebssystem Circus OS eine Plattform geschaffen, die eine komplette Steuerung der Küchenabläufe bis hin zur Einbindung der Logistik übernimmt und ein entscheidender Faktor für künftige Erlösströme sein kann.

4investors.de: Wenn alles gut läuft, wäre dieser erste Vertrag nur ein Türöffner in China?

Bullwinkel:
Das sehen wir auch so und können es durch die weiteren Gespräche mit potenziellen Kunden nur bestätigen. Das Interesse der chinesischen Regierung, die Infrastruktur insbesondere im Bereich Ernährung auf ein neues Level zu heben, hat uns selbst überwältigt. Die Hochschulen sind hierbei nur ein Bereich von vielen. Mit mehr als 60 Millionen Studenten sprechen wir allein hier schon von einem Bedarf, der in der Größenordnung der Bevölkerung Italiens liegt.

4investors.de: Wie sehen derzeit Ihre Finanzen aus? Wie finanzieren Sie das angestrebte Wachstum?

Bullwinkel:
Unsere Finanzen sind solide, da wir vor unserem Börsengang mit insgesamt rund 40 Millionen Euro Wachstumskapital finanziert wurden. Auch für das anstehende Wachstum sind wir in einer komfortablen Situation: Unsere Verträge sind so aufgebaut, dass unsere Kunden bei Bestellung 30 Prozent Anzahlung leisten, wodurch wir das angestrebte Wachstum finanzieren können.

4investors.de: Welche Lock-up-Fristen gibt es nach dem Börsengang für die Altaktionäre?

Bullwinkel:
Sowohl unsere Aktionäre der ersten Stunde als auch die Gründer und das Management haben sich zu einem Lock-up von bis zu fünf Jahren bereit erklärt. Dies dient dazu, das Vertrauen in die Stabilität und Langfristigkeit unseres Unternehmens zu stärken. Ich persönlich sehe dies als einen eindrucksvollen Beweis dafür, wie stark wir an das Potenzial der Circus Group glauben und wie einheitlich wir hinter der Vision stehen, hier über die kommenden Jahre ein bedeutendes Unternehmen aufzubauen.

4investors.de: Kommen wir abschließend auf Ihre Vision zu sprechen: Wo sehen die Circus Group in fünf Jahren?

Bullwinkel:
Ich arbeite mit meinem Team daran, dass die Circus Group in fünf Jahren als weltweit führender Anbieter von automatisierten Küchensystemen etabliert ist, die in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden. Unser Ziel ist es, unsere KI-Robotik kontinuierlich weiterzuentwickeln, neue Märkte zu erschließen und einen nachhaltigen Beitrag zur Digitalisierung und Automatisierung der Lebensmittelzubereitung zu leisten.

4investors-News - Circus SE

28.06.2024 - Circus: Flughafen BER wird neuer Partner ...
12.06.2024 - Circus Group: Wichtige Entwicklung in China ...
22.01.2024 - Circus SE: Start auf Xetra ...

DGAP-News dieses Unternehmens

28.06.2024 - EQS-News: Circus Group unterzeichnet Absichtserklärung für den Einsatz ihres ...
12.06.2024 - EQS-Adhoc: Circus SE: Memorandum of Understanding in China ...
12.06.2024 - EQS-News: Circus Group unterzeichnet Absichtserklärung über die Einführung ...
23.05.2024 - EQS-News: Circus Group bereitet Markteintritt in Asien ...
14.05.2024 - EQS-Adhoc: Circus SE: Erster Ausblick für das Geschäftsjahr 2024 und ...
20.03.2024 - EQS-News: Jetzt zur 37. MKK - Münchner Kapitalmarkt Konferenz am 24. & 25. ...
06.03.2024 - EQS-News: Anmeldung zur 37. MKK - Münchner Kapitalmarkt Konferenz am 24./25. ...
16.02.2024 - Circus Group CEO Nikolas Bullwinkel als „Zukunftsdenker” von Business Punk ...
09.02.2024 - EQS-News: Circus Group verkündet Partnerschaft mit Uber Direct für ...
02.02.2024 - EQS-News: Food-Tech-Unternehmen Circus stellt unternehmenseigenes ...