Commerzbank: KOSPI-Index nähert sich Allzeithoch – Bewertung nach wie vor relativ günstig
Der Start ins Jahr verlief für den südkoreanischen KOSPI-Index zunächst verhalten, bevor sich ab Mitte Januar das Blatt wendete und der Leitindex sukzessive zulegte. Seit Jahresbeginn gewann der KOSPI fast 13% (+28% in Euro; per 27. April 2015). Trotz des jüngsten Kursaufschwungs ist die Bewertung des südkoreanischen Aktienmarktes weiterhin vergleichsweise günstig. Für 2015 rechnet der Konsensus mit einem Wachstum der Unternehmensgewinne in Höhe von rd. 27% (J/J). Das korrespondiert mit einem KGV von fast 10 (langjähriger Durchschnitt seit 2009 ca. 10). Damit zählt Südkoreas Börse zu den mit Abstand günstigsten Märkten in Asien. Die niedrige Bewertung, die erhöhte Risikoneigung ausländischer Anleger und die Hoffnung auf weitere monetäre und/oder fiskalische Stimulierungsmaßnahmen durch die südkoreanische Notenbank bzw. Regierung beflügeln derzeit den Markt. Der Bewertungsabschlag für südkoreanische Aktien resultiert u.a. aus der Firmenstruktur (große Firmenkonglomerate mit zum Teil sehr komplexen Eigentümerstrukturen) sowie einer teilweise geringeren Handelsliquidität. Für ein wenig Verstimmung unter den Investoren sorgte in 2014 und in Q1 2015 die schwächer als erwartete konjunkturelle Entwicklung. Die Notenbank senkte ihre BIP-Prognose für 2015 zum zweiten Mal seit Anfang des Jahres; sie rechnet nun nur noch mit einem BIP-Zuwachs von 3,1% ggü. dem Vorjahr (vorher: 3,4% J/J). In Q4 2014 stieg das BIP nur noch um 2,7% ggü. dem Vorjahr (Q3 2014: +3,2% J/J); Bremsfaktoren waren hier v.a. geringere Fiskalausgaben und Exporte. Um die Konjunktur weiter zu befeuern, stellte Finanzminister Choi Kyung Hwan zuletzt ein weiteres Konjunkturpaket für H2 2015 in Aussicht. Der Spielraum dafür besteht, da Südkorea eine vergleichsweise geringe Staatsverschuldung aufweist (Ende 2014: 34% des BIP). Wir erachten es als wahrscheinlich, dass der KOSPI-Index in den nächsten Monaten seinen historischen Höchststand von 2.231 Punkten (27. April 2011) testen wird. Wir empfehlen unverändert, den südkoreanischen Aktienmarkt überzugewichten.
Zinsen und Anleihen
Zum Wochenauftakt waren die Marktteilnehmer zunächst enttäuscht vom Scheitern der Verhandlungen mit Griechenland auf dem Eurogruppentreffen am Freitag. Es wurde in der Presse mit dem Rücktritt des griechischen Finanzministers Varoufakis spekuliert. Erstklassige Staatsanleihen eröffneten mit leichten Kursgewinnen, die Spreads der EWU-Peripherie weiteten sich etwas aus. Nachdem bekannt wurde, dass der griechische Regierungschef Tsipras seinem Finanzminister zwar den Rücken stärkt, er aber als Chef-Unterhändler ausgetauscht wird und die Verhandlungen nur noch mit dem Vize-Außenminister Tsakalotos durchgeführt werden, drehte die Stimmung. Bei Bundesanleihen gaben die Kurse nach, Anleihen der EWU-Peripherie und griechische Staatsanleihen verzeichneten dagegen Kursgewinne. Es kam Hoffnung auf, dass Athen seinen Geldgebern entgegenkommt und es beim nächsten Eurogruppentreffen am 11. Mai einen Durchbruch geben könnte. Griechenlands Staatspräsident Pavlopoulus betonte, dass Griechenland seine Schulden bis zum letzten Euro zurückzahlen werde. Zudem ist das griechische Kabinett zu Reformen des Arbeitsmarktes bereit. Wichtige Makrodaten gab es gestern keine. Morgen kommen die Preisdaten aus den deutschen Bundesländern und am Donnerstag die Schnellschätzung der Inflationsrate für den Euroraum. Diese gelten als wichtiger Input für Festlegung der EZB-Politik. Aus den USA steht morgen das reale BIP-Wachstum für das 1. Quartal auf dem Programm, das wahrscheinlich unter 1% (annualisiert) bleiben dürfte. Interessant wird, wie sich die Fed zur Zinswende äußert. Sie dürfte die Datenabhängigkeit betonen, d.h. die Volatilität an den Rentenmärkten könnte zunehmen.
Aktien
Nach der eher verhaltenen Entwicklung in der zweiten Hälfte der Vorwoche konnten die europäischen Aktienmärkte nun einen fulminanten Start in die neue Handelswoche hinlegen. Wesentlicher Auslöser war dabei ein Medienbericht über Fortschritte in der Griechenland-Krise. Im Rahmen dieses Stimmungsumschwungs konnten im Dax 30 bis auf die Deutsche Bank (-4,6%) alle Werte teils deutlich zulegen. Die Aktien des größten deutschen Finanzinstituts litten vor allem unter schwachen Kapitalkennziffern, den hohen Rechtsrisiken und der rigiden Neuaufstellung, während die Quartalsdaten besser als erwartet ausgefallen waren. Dagegen entwickelten sich die Titel von VW (+5,3%) nach dem Rücktritt von Ferdinand Piëch zu den Spitzenreitern im deutschen Leitindex. Auch der EURO-STOXX 50 konnte mit dem Schub der Hoffnung auf neue Bewegung in der Griechenland-Krise deutlich zulegen. Stärkste Branche war dabei dank VW der Automobilsektor, doch auch Energie (+2,2%) und Chemie (+2,1%) konnten überdurchschnittlich ansteigen. Der Bankensektor (+1,2%) profitierte von der sehr guten Entwicklung griechischer Institute. An der Wall Street wurde der Schwung hingegen hauptsächlich durch schwache Biotech-Werte gebremst, da hier die Konsolidierungsphantasie zu wanken beginnt. Der Pharmasektor (-1,8%) war somit die mit Abstand schwächste Branche, während einzig Grundstoffe (+0,9%) und IT (+0,4%) zulegen konnten. Auch in Asien ist die Stimmung heute Morgen durchwachsen. Mit diesen Vorgaben dürften auch die europäischen Börsen etwas leichter eröffnen.