Börse am Morgen: U.a. mit BASF, Bitcoin, EZB, Kuka, Volkswagen - Nord LB
Deutschland riskiert seine digitale Zukunft. Einer Bitkom-Studie zu Folge werden im Jahr 2040 rd. 663.000 IT-Fachkräfte fehlen. Ralf Wintergerst (Präsident Digitalverband Bitkom): “Der sich seit Jahren verschärfende Mangel an IT-Fachkräften betrifft das ganze Land und bremst die dringend notwendige Digitalisierung.“ Im Jahr 2023 gab es 149.000 unbesetzte IT-Stellen (ggü. 82.000 fünf Jahre zuvor).
Dt. Unternehmen sind immer weniger von Vorprodukten aus China abhängig. Die sogenannte Derisking-Strategie der Bundesregierung zeigt Wirkung. Waren im Februar 2022 noch 46% der Firmen auf chin. Vorleistungen angewiesen, so sind es laut einer neuen Umfrage des Ifo-Instituts aktuell nur noch 38%.
Die EZB hat die Leitzinsen gestern unverändert gelassen. Alles andere wäre auch eine große Überraschung gewesen. In diesem Zyklus erstmalig wurde für die kommende Sitzung verkündet, dass man über das Vertrauen in die weitere Inflationsentwicklung befinden werde und – wenn dieses Vertrauen hinreichend groß ist – eine Zinssenkung vornehmen wird. Ein Ende des datenabhängigen Vorgehens der Bank ist das aber nicht. Offen bleibt deswegen auch insbesondere der weitere Pfad im Zinszyklus (nach einer möglichen Senkung im Juni).
Tagesausblick
Die turbulente Woche hat ihre Spuren an den Märkten hinterlassen, doch findet sie nun zumindest einen konjunkturdatenseitig ruhigen Abschluss. So stehen heute hauptsächlich finale Daten auf dem Plan, einerseits zur dt. Inflationsentwicklung im März und andererseits zur jap. Industrieproduktion im Februar. Mit Überraschungen ist in beiden Fällen kaum zu rechnen. Wiederum erstveröffentlicht werden in den USA die Importpreise für den März und die Schnellschätzung zu den April-Daten zum viel beachteten Verbrauchervertrauen.
Renten- und Aktienmärkte
Am europäischen und amerikanischen Rentenmarkt ging es gestern weiter abwärts. Nachdem die US-CPI-Zahlen den Marktteilnehmern immer noch in den Knochen saßen, versetzte eine Aussage des Chefs des Fed-Bezirks New York, John Williams, den Renditeanstiegen einen weiteren Schub. In Anbetracht der aktuellen Wirtschaftslage bestehe laut Williams „kein klarer Bedarf, die Geldpolitik sehr kurzfristig anzupassen“. Auch die Töne von Lagarde waren in diesem Umfeld nicht sonderlich willkommen. Die EZB will sich einfach noch nicht auf einen Zinspfad festlegen. Aktienmärkte quittierten dies mit Kursverlusten.
Unternehmen
Die Supermarktkette Rewe hat in Berlin eine erste rein vegane Filiale eröffnet. Der Vegan-Supermarkt ist ein Testprojekt. Für mindestens ein Jahr bleibt der Markt bestehen. Rewe will in dem Markt bestimmte Artikel testen, bevor sie in das Sortiment regulärer Märkte aufgenommen werden. Laut aktuellen Zahlen des Handelsverbands Deutschland hat die Nachfrage nach veganen oder vegetarischen Lebensmitteln in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen (2022: EUR 3,6 Mrd. Umsatz im Einzelhandel).
Nach einem Gewinnplus im abgelaufenen Jahr (auf EUR 158,2 Mio.) erwartet der Augsburger Roboterspezialist Kuka herausfordernde Zeiten. Die schwache Konjunktur, globale Unsicherheit, und generell eine pessimistische Stimmung führten zu einem rückläufigen Auftragseingang. 2024 wird an 2023 nicht anknüpfen können. Im Jahr 2023 hatte Kuka erstmals mehr als EUR 4 Mrd. Umsatz erwirtschaftet.
Volkswagen plant eine weitere Investition i. H. v. EUR 2,5 Mrd. im Reich der Mitte. Neben zusätzlichen Produktionskapazitäten für den Bau von zwei Fahrzeugmodellen in Kooperation mit Xpeng, soll auch der Entwicklungsstandort in der ostchinesischen Provinz Anhui ausgebaut werden. VW war sehr lange Marktführer in China. Diese Position hatten die Wolfsburger im vergangenen Jahr aber an den chinesischen Wettbewerber BYD verloren.
Für BASF entwickelt sich eine Kathodenfabrik in Finnland immer mehr zum Sorgenkind. Die Anlage im finn. Harjavalta sollte ursprünglich schon im Jahr 2022 in Betrieb genommen werden und eigentlich die neue Batteriematerialienfabrik in Schwarzheide in der Lausitz mit Vorprodukten für Kathodenmaterialien beliefern. Ein Gericht in Finnland hat die temporäre Genehmigung der Anlage jetzt wieder aufgehoben. Die Zulieferung für die Batteriematerialienfabrik wird derzeit durch andere Zulieferer sichergestellt.
Devisen
Bitcoin ist weiter gefragt. Die Kryptowährung verteuerte sich gestern intraday auf bis zu USD 71.291. Die anstehende künstliche Verknappung (Halving) treibt den Kurs.
Der EUR/USD tauchte im Tagesverlauf unter die 1,07-Marke.
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