Commerzbank: Anzeichen einer Konjunkturverlangsamung im Euroraum verdichten sich
Alle EU-Vertrauensindikatoren sind im August deutlich stärker zurückgegangen als erwartet. Das umfassende Wirtschaftsvertrauen im Euroraum sank auf den tiefsten Stand seit 6 Monaten. Am stärksten war der Rückgang beim Industrievertrauen (tiefster Stand seit 18 Monaten). Dies resultiert vor allem aus dem Index für Exportaufträge, der kräftig einbrach und so niedrig notierte wie seit fast 2 Jahren nicht mehr. Darin spiegelt sich wohl die jüngste stärkere Tendenz des Euro wider. Außerdem dürfte die geringere Nachfrage aus Großbritannien nach dem Brexit-Referendum eine Rolle spielen. Die schwächeren Daten setzt die EZB stärker unter Druck, im Herbst erneut zu handeln.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Arbeitslosenzahl (Aug.), 9:55 Uhr
Euroraum: Verbraucherpreise (Aug.), 11:00 Uhr
USA: ADP Beschäftigungsumfrage (Aug.), 14:15 Uhr
USA: Chicago Einkaufsmanagerind. (Aug.), 15:45 Uhr
USA: Schwebende Hausverkäufe (Jul.), 16:00 Uhr
Die Inflationsrate ist in Deutschland im August etwas schwächer als erwartet ausgefallen. Die Verbraucherpreise stiegen um 0,4% im Vergleich zum Vorjahr, im Monatsvergleich stagnierten sie. Dämpfend wirken nach wie vor die Energiepreise, obwohl dieser Effekt sich allmählich abschwächt. So zahlten Verbraucher für Treibstoffe und Heizung im August 5,9% weniger als im Vorjahr, im Juli lag das Preisniveau für Energie noch 7% niedriger (J/J). Der für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) legte im August gegenüber dem Vorjahr um 0,3% zu. Im Vergleich zum Juli sank das Preisniveau nach dieser Methode berechnet um 0,1%. Damit liegt die Preisentwicklung in Deutschland weit unter dem Ziel der EZB von 2% und sollte die Inflationsrate für den gesamten Euroraum niedrig halten. Diese Daten werden heute veröffentlicht. In der Eurozone trübte sich die Wirtschaftsstimmung im August deutlich ein. Der Economic Sentiment Indicator (ESI), der die Stimmung von Unternehmen und privaten Haushalten misst, fiel um einen Punkt auf 103,5 Zähler (siehe „Im Blickpunkt“). Das Verbrauchervertrauen in den USA hellte sich im August überraschend auf. Der vom Conference Board erhobene Indikator stieg um 4,4 auf 101,1 Punkte und erreichte damit den höchsten Wert seit September 2015. Volkswirte hatten einen Wert von 97 Punkten prognostiziert. Schaut man in die Detailumfragen, so zeigen sich eine Reihe verbesserter Werte bei der Arbeitsplatzsituation und Einkommen sowohl in der aktuellen Lage als auch in den Erwartungen.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach einem vergleichsweise schwachen Wochenstart zeigten sich die europäischen Aktienmärkte am gestrigen Dienstag deutlich erholt. Die Leitindizes verzeichneten Gewinne von bis zu 1,4% (Italien). Hier halfen u.a. Meldungen, wonach es bei italienischen Banken zu einer möglichen Verbriefung von rd. 20 Mrd. Euro an notleidenden Krediten kommen könnte. In einem ansonsten nachrichtenarmen Handel fehlte es weitgehend an Impulsen. Lediglich der etwas schwächere Euro sorgte für ein wenig Rückenwind. In diesem Umfeld legte der Dax um rd. 1,1% zu und überkompensierte damit die Verluste vom Montag. Tagesgewinner im deutschen Leitindex waren Bankaktien (Deutsche Bank: +3,8%; Commerzbank: +2,8%). Gesucht waren außerdem Automobilwerte wie Volkswagen (+2%) oder BMW (+2,1%). In der zweiten Reihe profitierten die Notierungen von Stada (+2,7%) sowie von Wirecard (+3,1%) u.a. von Votenheraufstufungen. Auf europäischer Sektorebene reüssierten abermals Bankaktien. Als Performancespitzenreiter wiesen die Indexmitglieder durchschnittliche Kursgewinne von 1,8% auf. Dagegen kam es bei Rohstoffwerten, die im Schnitt um fast 3% nachgaben, zu Gewinnmitnahmen. Die Börsen in den USA tendierten nach anfänglich leichten Kursgewinnen etwas schwächer. Der Dow Jones-Index verlor in einem recht impulsarmen Handel 0,3%. Die Aktie von Apple gab um 0,8% nach und reagierte damit kaum in Bezug auf den Steuerstreit mit der EU-Kommission. Auf Sektorebene waren es einzig Aktien aus dem Bereich Finanzen, die im Plus schlossen. Die Indexmitglieder gewannen im Schnitt 0,8%. Die größten Verluste wies der Versorgersektor (-1%) auf. Die Börsen in Asien tendierten mehrheitlich mit leichten Abschlägen. Der japanische Nikkei 225-Index gewann trotz relativ enttäuschender Makrodaten knapp 1%. Für Rückenwind sorgte v.a. der etwas schwächere Yen. Der südkoreanische KOSPI-Index gab um 0,4% nach.